Dienstag, 17. Juli 2007

Einmal Schlei und zurück...


Kaum bin ich losgesegelt, bin ich auch schon wieder zurück. 27 Stunden war ich genau unterwegs und habe 53,9 Seemeilen zurückgelegt. Kein schlechter Schnitt für die kleine Annabelle, wie ich finde.

Mein kurzer Ausflug führte mich Sonntagmittag hinaus auf die Ostsee und etwa 25 Meilen später hinein in die Schlei. Seit drei Jahren bin ich nun dort nicht mehr mit einem Boot gewesen, das erste Mal einhand mit unserer damaligen Shark 24 (2003), die nächsten Male mit der Maverick und nun das erste Mal mit Annabelle. Nach einem schönen Segeltag mit viel Sonne und etwa 2-3 Bft habe ich dann kurz vor der Schleimündung bei Schleimünde (der Name sagts ja!) nochmal so richtig einen auf die Mütze bekommen: Plötzlich dicke Wolken, ein Grummeln in der Ferne, dann prasselnder Regen und zuckende Blitze im Süden und auf mich zu ziehend. Also Segel runter, Motor an und nix wie in die Schlei! So schnell wie das Gewitter gekommen war, war es dann auch wieder vorüber, als ich den Leuchtturm Schleimünde passierte und die Schlei hinauf tuckerte.

Kurz vor Kappeln liegt an der rechten Seite die Werft "Henningsen und Steckmest", in der ich seit meinem ersten Besuch 2003 sehr gerne liege. Dort werden am laufenden Band Segelyachten mit GFK-Rumpf und Holzaufbau produziert, Typ "Skalar". Toll sehen die Boot schon aus, aber mir wäre der Pflegeaufwand des Holzes, wie man hier auf dem Foto gut erkennen kann, zu groß.

In Kappeln selbst hat sich nicht viel verändert - immer noch ist der Ort wunderschön Idyllisch. Am Hafen hat man in den letzten Jahren offenbar einen Cityyachthafen gebaut, in dem man direkt an der Promenade liegen kann. Nach einem Rundgang durch die Stadt habe ich mich dort noch eine Weile bei Pizza und Bier niedergelassen, bevor es zurück zur Annabelle ging. Dort angekommen kam der sportliche Teil des Abends, der zugleich auch den "Sport" am Motorbootfahren darstellt: Das Kanisterschleppen. Bewaffnet mit zwei 5 Liter Kanistern machte ich mich auf zur 2-3 Kilometer entfernten Tankstelle, um Sprit zu bunkern, denn es sollte flau werden. Zurück an Bord konnte ich meine Euphorie über das "wieder unterwegs sein" daran erkennen, wie ich ganz geistesabwesend das Boot zugeschlossen habe:


Der nächste Morgen begann für mich um 5.50 Uhr, obwohl der Wecker erst um 6.00 Uhr klingelte: Die Sonne weckte mich. Nach ein paar Kaffee's (wobei mir das Gas ausging...) noch schnell zum Brötchenkaufen in die Stadt und schon tuckerte ich gegen 9 Uhr gegen den Wind die Schlei hinauf, setzte vor Schleimünde die Segel und nahm Kurs auf Kiel. Annabelle hatte ganz schön zu kämpfen, um durch die großen und vor allem kurzen Ostseewellen von der Schleimündung zu kommen. Einen Eindruck bekommen Sie in diesem Video:

HIER klicken!

Im Laufe des Tages schlief mal wieder der Wind ein und zeitweise musste ich sogar den Motor mitlaufen lassen, da ich am Abend einen Termin in Kiel hatte und rechtzeitig wieder zurück sein musste. Die Sonne meinte es wirklich gut und am Abend habe ich sogar erfahren, dass es der heißeste Tag des Jahres werden sollte.

Zurück in Kiel das Fazit: Die Schlei ist immer noch ein echt schönes Ziel und einhandsegeln kann ich auch noch! ;-)

Hier können Sie sich einige Fotos anschauen!

Morgen geht es wieder los - diesmal zu zweit.

Euer Johannes

Sonntag, 15. Juli 2007

Rettungsinsel gekauft


Es ist Sonntag, der 15. Juli. Aber noch viel besser: Der Sommer ist da! :-) Endlich!

Deshalb soll es heute für mich auch mal zu einem Probeschlag hinaus auf die Ostsee gehen. Wohin weiß ich noch nicht so genau. Vielleicht in die Schlei nach Kappeln? Eine stürmische Testfahrt hat Annabelle schon am letzten Wochenende hinter sich gebracht, als ich Besuch von Georg hatte (Georg: siehe Bahamaskapitel im Maverick-Bericht...) und wir unter gerefftem Groß und Sturmfock stundenlang mit bis zu 7 Knoten die Ostsee durchflügt haben.

Leider wird meine Testfahrt diesmal nur für eine Nacht, denn am Montagabend muss ich schon wieder zurück in Kiel sein, Termine... Aber zum ersten Mal seit ich Maverick verlassen habe werde ich nun wieder einhand in einen anderen Hafen segeln. Mal sehen, ob das Maverickfeeling wieder aufkommt.

Unser Sommertörn wird danach wohl auch noch ein paar Wochen auf sich warten lassen, aber zumindest habe ich dafür nun diese Woche schonmal eine frisch gewartete Hochsee-Rettungsinsel gekauft, für einen wirklich fairen und studentenfreundlichen Preis :-) Danke nochmal, Uwe!

Als ich Kristina gestern nachmittag beim Kaffee ganz stolz die mitten im Wohnzimmer liegende Tasche mit der 4-Personen-Insel präsentierte, grübelten wir allerdings beide noch ein wenig, wie wir das gigantische Ding platzsparend in der Kajüte verstauen sollten. Aber die Beschreibung der Insel las sich schonmal sehr interessant: "Regenwassersammeleinrichtung, Beleuchtung innen und außen, Kälteschutzboden, aufblasbares Dach, ..."
"Hat das Ding auch ein Klo??", war Kristinas Kommentar. Schließlich schlussfolgerten wir, dass es wahrscheinlich komfortabler wäre, mit der Rettungsinsel auf Ostseetörn zu gehen, als mit Annabelle. "Sogar ein Treibanker ist dabei, dann können wir sogar nachts ankern! Aber bläst sich da keine Palme mit auf? Ist doch ne' Insel!"


Trotz allem Humor Witz mit der Insel hoffen wir natürlich, sie niemals von innen sehen zu müssen. Aber es ist schon ein schönes Gefühl, so eine gute Insel an Bord zu haben. Die Insel mit der ich über den Atlantik gefahren bin war nämlich im Gegensatz zu dieser hier eine sehr günstige vom Typ Arimar. Zwar brandneu, aber dennoch ein Billigding und außerdem nur für Küstengewässer gedacht. Sehr beunruhigend war es dann nach meiner Reise in einem deutschen Segelmagazin davon zu lesen, dass eine Insel desselben Herstellers und Typs im Test versagt und nicht ausgelöst hatte. Auf diese Erfahrung mitten auf dem Atlantik habe ich gern verzichtet. Nun, mit dem Alter kommt bei mir auch die Weisheit, nie wieder mit solch einer Gummiinsel loszufahren.


Morgen soll es also für einen kurzen Schlag losgehen. Ich bin sehr gespannt und werde berichten!

Euer Johannes

Donnerstag, 5. Juli 2007

Ich möchte wieder segeln...


Der Sommer ist da. Nur lässt er sich hinter den dicken Wolken, die tagein, tagaus über die Förde hinweg ziehen kaum mal sehen. Okay, die sonnigen Tage im Mai waren schon allererste Sahne, aber das hätte von mir aus ruhig noch ein Weilchen so weitergehen können...
Vor allem, weil gerade meine Semesterferien begonnen haben. Eine Physikklausur steht mir morgen noch bevor und dann habe ich wieder einmal zwei Monate frei. Das Studentenleben beginnt mir langsam zu gefallen. Aber wenn ich dann nach den Vorlesungen die Straße am Campus 100 Meter bis zum Hafen hinuntergehe und auf "Annabelle" klettere, dann würde ich am Liebsten sofort wieder die Leinen loswerfen und davonsegeln. So war es auch am Dienstag: Im Regen kam ich im Hafen an und sah "Annabelle" diagonal in ihrer Box schwimmen, immer wieder mit dem Heckkorb gegen den Heckdalben schlagen. Eine Bugleine war los. Über die Ursachen möchte ich hier nichts schreiben, denn das Thema "Motorbootfahrer vs. Segler" ist schon oft genug diskutiert worden. Was mich aber ärgerte war, dass die Leine wohl schon eine ganze Weile los war und sich kein Hafenmeister darum gekümmert hat. Der ist nur immer zur Stelle, wenn ich vergesse, meine Nationale über Nacht abzunehmen: "...nächstes Mal kostet das eine Kiste Bier! Kauf Dir mal das Buch Seemannschaft".
Und irgendwie wollte ich plötzlich nur noch lossegeln. Wie damals auf Maverick. Einfach Leine los, Segel hoch und raus. Auf eine andere Insel, vielleicht in ein anderes Land...


Und als ich Minuten später aus der Förde hinaus segelte, kam wirklich wieder ein Stück Maverickfeeling auf, als der Autopilot steuerte, ich die Segel trimmte und es mir auf der Leebank im Cockpit bequem machte. Ich hätte ewig so weiter segeln können, vielleicht 100 Meilen, vielleicht 1.000 Meilen, vielleicht noch mehr... Erst das Ehrenmal Heikendorf weckte mich wieder aus meiner Idylle an Bord, ließ mich eine Wende fahren und im leichten Nieselregen wieder zurück in meinen Hafen segeln. Noch ist es nicht soweit, dass ich dieses Ufer wieder für eine Weile hinter mir lassen kann.


Fernweh hat mir auch ein Treffen letzte Woche Freitag gemacht: Ich hatte bereits im Dezember 2005 auf den Kanaren eine schwedische Albin Vega samt dreiköpfiger Crew (2 Jungs, 1 Mädel) getroffen. Danjel Hendriksson (heute 25) war mit seinen beiden Freunden Jonathan (24) und Kajsa (25) auf der kleinen Albin Vega "Sally Blue" (Baujahr '68) auf dem Weg um die Welt. Segelerfahrung hatten die drei beim Start in Schweden zwar noch nicht allzu viel, aber einen großen Traum. Leider trafen wir uns damals nur sehr kurz, ich war bereits am Auslaufen auf dem Weg nach La Gomera, aber nun fand ich vor etwa 2 Monaten zufällig ihre Website (www.runtjorden.com) im Internet und konnte meinen Augen kaum glauben: Sie motorten gerade durch Frankreich auf dem Weg nach Deutschland - und waren tatsächlich einmal rum, in nur 670 Tagen! Sofort machten wir einen Treffpunkt aus und so traf ich die drei nach gut eineinhalb Jahren wieder. Ein schönes Treffen!
Danjel will auch ein Buch über seine Reise schreiben, das jedoch zunächst nur in Schwedisch erscheinen wird. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich dann jetzt einen Schwedischkurs buchen werde ;-)

Soweit erstmal...

Euer Johannes