Liebe Leser,
seit Tagen lesen wir es groß in den Medien – im Hamburger Abendblatt hat sie es sogar auf die Titelseite geschafft: Laura Dekker will alleine um die Welt segeln. Ihre Eltern unterstützen und ermutigen sie dazu, aber die holländischen Behörden stellen sich quer. Ich werde derzeit immer wieder von Zeitungen und Radiosendern befragt, was ich davon halte, da ich ja ebenfalls in jungen Jahren von solch einer Reise geträumt und sie dann auch mit 19 schließlich wahr gemacht habe. Im Zuge meines Volontariats bei der YACHT verfolge ich natürlich ohnehin alles ganz gespannt.
Nun, die Grundvorraussetzungen waren bei mir damals mit 13 Jahren ähnlich. Auch ich wollte so schnell wie möglich auf Weltumsegelung, aber bei mir war es nicht der Staat, der den Riegel vor meine kindlichen Ideen schob, sondern meine Eltern! Wenn auch eine Instanz niedriger, dann doch umso nachdrücklicher: "Vorher nehm ich die Flex und mache kleine, handliche Stücke aus dem Kahn..." Damit war für mich das Thema einige Jahre gegessen. Ich hatte verstanden, dass ich zu jung für solch eine Reise war. Gestern sprach ich mit meinem Vater darüber und er erzählte mir, wie sehr ich mich doch gerade in dem einen Jahr zwischen 13 und 14 entwickelt habe. Ich war mit 13 einfach noch nicht angekommen, wusste noch nicht, wer ich bin, wer ich sein möchte und wo ich hingehöre. Ob ich das heute weiß, sei dahin gestellt ;) Verallgemeinern kann man das nicht, denn es gibt 13-jährige, die schon bereits in dem jungen alter reifer sind, als andere mit 19. Fakt ist jedoch: Ich für meinen Teil war damals noch ein echtes Kind.
Ich komme aus keiner Seglerfamilie wie Laura (die auf einem Boot in Neuseeland groß geworden ist) und hätte damals einfach nicht die Chance bekommen, solch eine Sache durchzuziehen. Und ich bin dankbar dafür, weil ich (an mir mit 13 gemessen) denke, dass man in diesem Alter weder das richtige Urteilsvermögen für solch eine Reise hat, alle Gefahren auf See richtig abzuschätzen, noch die nötige psychische Kraft, mit der langen Einsamkeit klar zu kommen. Ich persönlich befand mich damals in einem Reifeprozess, wurde durch viele Kontakte mit Freunden und Vorbildern sehr für mein weiteres Leben geprägt.
Später auf See fiel mir das Alleinsein auf See eigentlich immer leicht, aber ich weiß, dass das nicht allen Menschen so geht und kann mir denken, dass man mit 13 noch ein bisschen mehr damit zu schaffen hat, als ich mit 19.
Das zuständige holländische Familiengericht in Utrecht hat heute Vormittag den Eltern das Sorgerecht für ihre Tochter entzogen – was die Weltumsegelung angeht zumindest. Wie man den Medien entnimmt, scheint das Laura aber nicht zu kümmern. Sie will es weiter versuchen. Das muss man ihr lassen: Einen starken Kampfgeist hat sie!
Viele Grüße aus der Bahn zwischen Hamburg und Kiel (mit der ich seit März jeden Morgen pendele),
Johannes
Was zum Hören:
- Das Deutschlandradio-Kultur befragte mich, was ich von der Geschichte halte (Hier klicken!)
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Freitag, 28. August 2009
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