Dienstag, 9. Dezember 2008
"Erdmann und Erdmann" - Interview auf YACHT-TV
nachdem ich über die letzten zwei Jahre hinweg jeweils nur alle paar Monate mal einen neuen Bericht auf dieser Website verfasst habe, gibt es jetzt wieder fast wöchentlich tolle Neuigkeiten zu berichten.
Heute:
"Erdmann und Erdmann" - Ein sehr schönes Interview mit Wilfried Erdmann und Johannes Erdmann auf der Hanseboot 2008, interviewt von Céline Maywald und Christoph Schumann.
Ab Sofort zu sehen bei YACHT-TV auf www.yacht.de
Hier können Sie es sich ansehen. Ich habe mich sehr darüber gefreut! :-)
Johannes
Montag, 8. Dezember 2008
Überlebenstraining und "Postcard from Skagen"
Liebe Leser,
der Winter ist da. Auch wenn es dieses Jahr ganz sicher nicht mehr schneien wird, denn ich habe vor einigen Tagen meine Winterreifen aufgezogen. Immer, wenn ich die drauf habe, gibt es keinen Schnee mehr. Jahrelang getestet.
Da der Schnee also weg bleibt, habe ich auf den Ratschlag von einigen Seglern am vergangenen Wochenende an einem See-Überlebenstraining der Kreuzer-Abteilung teilgenommen. Und ich muss sagen: Ich bin hellauf begeistert! In zwei Tagen haben wir im "Ausbildungszentrum Schiffssicherung der Marine" in Neustadt (Holstein) alle möglichen Szenarien durchgespielt, die während des Segelns an Bord auftreten könnten.
Gleich am ersten Tag (Freitag) nach der Anreise gegen Mittag wurden wir in eine den Originalen identische Schiffssektion gesteckt, in der nach und nach durch einige Lecke das Wasser sprudelte und wir uns mit Bordmitteln, Matten, Brettern, Pflöcken daran machen mussten, die Lecke soweit dicht zu bekommen, dass die Pumpen dagegen ankommen. Bei einem Stahlschiff ließ sich mir eingeschlagenen Pflöcken schon eine ganze Menge machen, was bei vergleichsweise weicheren GFK-Schiffen nicht so einfach ist: "Es gibt ja Yachtbauer, da geben Sie drei Müllermilch-Becher ab und bekommen von denen ne' 40-Fuß-Yacht gegossen..."
Nach einem kurzen Theorie-Teil ging es dann in Feuerschutzbekleidung an das Löschen einiger Großfeuer. Sicher wird so ein großes Feuer an Bord nie auftreten, es sei denn das ganze Schiff steht in Flammen, aber so wurde den Teilnehmern die Angst genommen, sich überhaupt an ein Feuer anzunähern. Nach dem Löschen allerlei Brände mit allen Arten von Feuerlöschern (die uns auch nochmal die Bordmittel überdenken ließen - mit einem 2 KG-Löscher bekommt man praktisch nur einen Aschenbecher aus...) war der Tag vorbei, klang zusammen im Offiziersheim aus, bevor wir dann gegen Mitternacht zurück in die originalen Bundeswehr-Mannschaftsunterkünfte der Hotelklasse "Jugendherberge 1956" schlenderten.
Am nächsten Morgen trafen wir uns alle um Punkt 7.15 Uhr zum Frühstück im Offiziersheim, bevor es nach einer kurzen Theorie über Rettungsmittel, Inseln und wie wichtig ein Schrittgurt an einer Weste ist, endlich ins Wellenbad. Trockenen Fußes bestiegen wir die Inseln und wurden im Wellenbad ganz ordentlich durchgeschüttelt. Neue Erkenntnis: Die Bewegungen, selbst in der Brandung, waren nicht das schlimmste - sondern der Penetrante Gummi-Gestank und die fehlende Atemluft in der geschlossenen Insel waren es, die manche ein wenig Blass werden ließen. Der Ausstieg erfolgte per Netz an der Insel eine 4 Meter hohe Bordwand hinauf, bevor wir von dort die 4 Meter wieder hinunter springen mussten und während des Falls die gestellte Bundeswehr-Weste auslösten. Pffffffffft..... Und schon schwammen wir im Formationsflug durch das Wellenbecken, alle mit Spraycap und bequem in den 2 Schrittgurten der Weste hängend. Soweit - so gut. Das aus dem Wasser in die Insel steigen bereitete einigen großen Probleme - vor allem mit der ausgelösten Weste - aber mit Schieben und Schubsen kamen wir alle an Bord.
Nach diesen ersten Übungen mit Bundeswehr-Westen (die ich sofort kaufen würde, die sind wirklich gut!) wiederholten wir das ganze nun mit eigenem Ölzeug, Stiefeln und eigener Weste.
Meine Erfahrungen dazu:
Erstmal bin ich was das optische angeht, mit meinem 3 Jahre altem Ölzeug längst nicht mehr "up-to-date" - was es heute alles an stylischen Farben und Schnitten gibt - da fühlt man sich doch total under-dressed. Auch was die Westen angeht. Zwischen einem winzigen Modell aus den 70er Jahren, die praktisch überhaupt keinen Auftrieb bietet, und den neuen Secumar 3D-Westen, die nicht nur sehr stylisch, ziemlich teuer, aber wirklich gut sind, war eigentlich alles vorhanden. Meine 4 Jahre alte 270er Weste löste zwar (zu meinem Erstaunen, da nicht gewartet...) sofort aus, drehte mich nach etwa 4 sek in die Rückenlage und hielt mich gut über Wasser, aber es gab auch einige kleine Überraschungen: Das Blinklicht war z.B. kaputt, der Batteriekasten aufgequollen (offenbar die Batterie darin ausgelaufen). Vor allem lernte ich jedoch, dass die Weste zwar beim Überbord-Fallen und geborgen werden eine gute Hilfe ist, wenn man nicht lange im Wasser schwimmt - aber sollte man länger in der Weste hängen rutscht man zumindest bei meiner Figur und trotz extrem fest gezogener Weste (würde ich sonst nie so fest tragen...) über Kurz oder lang nach unten. Nach 15 Minuten im Wasser wurde das Hängen in der Weste langsam ziemlich anstrengend, weil mein Körper nach unten durchrutschen wollte und der Kopf die meiste Last aufnahm. Ein oder besser zwei Schrittgurte sind also wirklich unverzichtbar, das habe ich jetzt gelernt.
Zum Schluss haben wir noch alle Arten von Seenotmitteln verschossen. Kleine Signalgerät, große Fallschirmraketen, ... war sehr interessant, das alles mal ausgelöst zu haben.
Abschließend kann ich also nur jedem Segler, egal ob Skipper, Crew, Hochsee- oder Küstensegler empfehlen, diesen Kurs einmal mitzumachen. Man lernt wirklich eine ganze Menge entscheidender Dinge, da der Kurs von sehr, sehr erfahrenem Personal und toll organisiert abgehalten wird. Auch ist der Kurs, gemessen an den Ausgaben (was allein schon die Schwimmwesten-Patronen, die Wartung der ausgelösten Inseln, die Signalraketen, ... kosten!) auch gar nicht so teuer. Für Mitglieder der Kreuzer-Abteilung sogar noch um einiges günstiger. Informationen darüber finden Sie hier.
Einige Fotos von diesem Training der KA finden Sie auf der Website von Sönke Roever und außerdem unter diesem Link bei Youtube.com
Seitdem hat sich dort offenbar nichts verändert...
Eine weitere Neuigkeit ist die, dass nun in den nächsten Tagen, rechtzeitig zu Weihnachten, die CD "Postcard from Skagen" herauskommt. Die Musik stammt von Jochen Lueg, dem Macher hinter "Yacht-TV" und dem Tonmann meiner DVD. Immer wieder bekam ich im letzten halben Jahr Emails und Anfragen, woher die tolle Musik auf meiner DVD stammt und ob man davon auch einen Soundtrack bekommen könnte. Auf dieser CD sind nun alle Songs drauf - kaufen Sie die! :-)
Ansonsten bleibt mir nur, Ihnen und Ihrer Familie eine schöne Vorweihnachtszeit zu wünschen! Ich melde mich aber nochmal vor Weihnachten...
Johannes
Dienstag, 25. November 2008
Alla sa vi skulle dö...
... ist schwedisch und heißt soviel wie "Jeder sagte, wir würden sterben".
Es ist die Geschichte von den drei jungen Schweden Danjel Henriksson, Kajsa Björn und Jonatan Bonthron, die zusammen auf ihrer Albin Vega "Sally Blue" (Baujahr 1968) um die Welt gesegelt sind.
Ich habe die drei vor ziemlich genau drei Jahren auf Gran Canaria getroffen, während wir uns alle auf die bevorstehende Atlantiküberquerung vorbereiteten. Seit fast drei Wochen lag ich mittlerweile in Las Palmas und war gerade dabei, meine kleine Fock gegen die bunte Genua auszutauschen, als mich Danjel vom Steg her auf Deutsch ansprach "Hej, wir suchen noch einen vierten Mann zum Volleyball spielen. Hast du Lust?" - Leider wollte ich noch am selben Tag weiter nach La Gomera segeln, um dann von dort über den Atlantik zu starten, aber wir kamen ein wenig ins Gespräch. Danjel erzählte, dass sie zu dritt auf einem Boot derselben Größe unterwegs sind, zwei Männer und ein Mädchen. Zu dritt auf 8,25m? Das beeindruckte mich sehr. Als sie Schweden verließen hatten sie noch gar nicht viel Ahnung von Booten. Statt Edelstahl-Schrauben hatten sie einfache Eisenschrauben ins Boot gedreht und bereits auf den Kanaren war das Deck von Rostflecken übersäht. Nun war auch noch ihr alter Albin-Motor ausgefallen, obwohl Kajsa, die praktischerweise Maschinenbau studiert hatte, ihn bei jeder Gelegenheit im Hafen förmlich generalüberholte. Aber auch das brachte nie mehr als ein paar Betriebsstunden am Stück. Ihr Plan auf den Kanaren war nun, einen gebrauchten Außenborder zu kaufen und dann nach Weihnachten und Neujahr über den Atlantik in die Karibik zu segeln. "Und dann?" - fragte ich - "Dann weiter um die Welt!" - antwortete Danjel.
Obwohl kaum einer ihrer Freunde daran glaubte, gelang ihnen die Reise. Ich habe die drei nach dem Verlassen von Las Palmas leider komplett aus den Augen verloren. Ich hatte erst gehofft, sie auf der anderen Seite wiederzusehen, aber irgendwie müssen wir uns gerade verpasst haben. Zwei Jahre hörte ich nichts von ihnen, bis ich zufällig beim Surfen im Internet auf ihre Website stieß. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits die Welt im Kielwasser und motorten durch die französischen Kanäle in Richtung Deutschland.
Fast zwei Jahre nachdem wir uns auf den Kanaren kennengelernt hatten, trafen wir uns also im Sommer 2007 in Travemünde wieder. Fast unglaublich, was die drei geleistet haben - und auch die kleine Albin Vega. Aber die Vegas sind ja bekannt für ihre unglaubliche Seetüchtigkeit, was auch die Reise des Norweger Jarle Andhoy mit seiner "Berserk" ins Südpolarmeer beweist. Hier einige Ausschnitte daraus.
Nun ist also auch das Buch zur Reise erschienen, dass ich gestern früh in meinem Briefkasten stecken hatte. Zwar versicherte mir Danjel, dass ich einige Probleme beim flüssigen Lesen des Textes haben werde, aber das ist doch nun endlich mal ein Grund Schwedisch zu lernen...
Johannes
Donnerstag, 23. Oktober 2008
Sommer 2008 - schon wieder vorbei...
Liebe Leser,
ein halbes Jahr ist seit dem letzten Bericht vergangen. Sechs Monate, in denen es seglerisch von mir nichts großes zu berichtet gab. Ich war viel mit dem Auto unterwegs, 90.000 km in den vergangenen 2 Jahren. Meist von Vortrag zu Vortrag, stundenlange Autobahnfahrten, weshalb ein Freund mir schon anriet, ich solle doch lieber für das ADAC-Magazin oder die Autobild schreiben, anstatt für die YACHT...
In der YACHT ist derzeit ein interessantes Interview von Wilfried Erdmann zu lesen, mit dem ich in diesem Sommer einen kleinen Segeltörn auf der Kieler Förde gemacht habe, um dabei „...auf dem Wasser Geschichte zu erörtern“. Wilfried ist 1966 mit 26 Jahren als erster Deutscher um die Welt gesegelt, ich fast 40 Jahre später allein mit der Maverick über den Atlantik. Eine interessante Gegenüberstellung unserer Motivation, Faszination und zugleich eine Inspiration, solche Reisen zu wagen! Jetzt zu lesen in Ausgabe 22, „Die Stunde der Solisten“.
Zusammen mit einem anderen Einhandsegler, Uwe Röttgering, der mit seinem Boot Fanfan! von 2001-2003 auf einer ziemlich ungewöhnlichen und interessanten Route um die Welt gesegelt ist, habe ich diesen Sommer einen beeindruckenden Sturm vor Rügen erlebt. Eigentlich wollten wir nur kurz einmal nonstop rund Rügen segeln, als sich schon drei Stunden nach dem Auslaufen der Himmel ganz plötzlich zuzog.
Noch immer an kleine Acht-Meter-Boote wie meine „Maverick“ gewöhnt, war ich ein wenig überrascht, als Uwe alle Segel einholte - aber zehn Minuten später dann ziemlich dankbar dafür, als ein Gewittersturm mit in den Spitzen bis 61 Knoten Wind (fast Windstärke 12!) über uns hinweg jagte und die Fanfan! vor Top und Takel mit über 30 Grad Krängung und 7,5 Knoten gen Osten schob. Der schlimmste „Sturm“, den ich bis dahin auf dem Atlantik erlebt hatte, dürfte den Namen „Sturm“ mit 8 Bft. eigentlich noch gar nicht verdienen. Aber für mich ging auf dem kleinen Boot schon bei solchen Winden die Welt unter.
Nicht zu vergleichen jedoch mit dem Wetter, das wir nun auf Fanfan! erlebten. Beide standen wir mit großen Augen unter den beiden Plexiglas-Glubschaugen und schauten uns mit wachsender Faszination das Spektakel draußen an, als die Blitze vom Himmel zuckten. Mit solch einem Boot auf der Ostsee war dieser Sturm halb so schlimm. Ich möchte jedoch nicht wissen, wie es im Südpolarmeer aussieht, wenn tagelang Wind mit dieser Stärke gegenan steht, so wie es Wilfried Erdmann auf seiner Nonstop-Weltumsegelung erlebt hat. Respekt.
Kaum dass der Sturm vorbei war und wir die Segel wieder gesetzt hatten, sichteten wir vor unserm Bug einen gekenterten Strandkatamaran mit zwei Gepäcksäcken auf das Netz gebunden. Von den Seglern keine Spur. Nachdem wir das Boot einige Male umkreist hatten, setzten wir über Funk eine Seenotrettungsaktion in Gang: Keine Viertelstunde später war bereits der erste Hubschrauber über uns, kurz darauf folge ein zweiter und bald waren auch zwei Seenotkreuzer vor Ort sowie ein zum Mitsuchen abkommandiertes Behördenschiff. Wir hatten den Kat bereits ins Schlepp genommen und bekamen den Auftrag ihn nach Sassnitz zu schleppen. Ein mulmiges Gefühl, den Kat am Haken, das Gepäck noch immer darauf fest gebunden - und die Gedanken, dass dessen Eigner gerade igendwo im Wasser treiben und um ihr Leben kämpfen, während sich der Tag langsam neigt und der Wind gen Schweden weht.
Endlich, endlich - kurz vor Sonnenuntergang die Entwarnung: Die beiden Jungs sind dicht unter Land gekentert und konnten sich schwimmend an Land retten. Ein Seenotkreuzer kam längsseits, setzte mit dem Tochterboot zwei Seenotretter zu uns über, die den von uns mittlerweile aufgerichteten Kat übernahmen und mit sichtlichem Vergnügen nach Sassnitz überführten, während wir in ihrem Kielwasser folgten. Gut, dass alles so gut ausgegangen ist.
Ansonsten gibt es aus meinem Segelsommer nicht sonderlich viel Aufregendes zu berichten. Außer vielleicht vom Mai: Da habe ich mit meinen Freunden Georg und Irene (bekannt aus dem Buch) und Georgs Vater deren frisch gekaufte 42-Fuß-Yacht „ZigZag“ von Eastbourne nach Krefeld überführt - in nur 5 Tagen! Das war wirklich eine schöne Zeit mit einer toll eingespielten Crew. Per Ryanair ging es für 16 Euro (zu dritt!) nach England, mit dem Mietwagen weiter an die Küste, wo wir das Boot am Nachmittag übernahmen und am nächsten Morgen ausliefen. Nach einem über 200-Meilen Etmal und der Überquerung der Straße von Dover bei Nacht erreichten wir am nächsten Vormittag Holland, tuckerten gemütlich die Kanäle hinauf, legten einen Tag lang den Mast (seit dem Bau des Bootes vor 5 Jahren noch nie gelegt...) und motorten weiter in den Rhein, wo wir schließlich Krefeld erreichten. Dort leben die beiden jetzt auf ihrem Boot.
Auch hier in Kiel hatte ich dieses Jahr Gelegenheit, auf dem Boot meiner Familie, einer 8,22 m langen Amethyst mit Namen „Pathfinder“ ein bisschen aufs Wasser zu kommen. Unser weitester Törn brachte uns jedoch nur einmal die Schlei hinauf bis Missunde. Schade eigentlich, denn das Boot wäre eigentlich perfekt, um damit die Welt zu umsegeln, aber wir haben es dieses Jahr viel zu wenig genutzt. Daher hat es letzte Woche einen neuen Eigner gefunden, der es hoffentlich mehr segelt als wir.
Was meine neuen Pläne angeht, nach denen ich immer wieder per Mail gefragt werde, möchte ich da noch nicht konkret werden. Natürlich möchte ich, wie ich immer wieder gesagt habe, so schnell wie möglich wieder los fahren und die Welt umsegeln - jedoch steht erstmal noch, wie ich es meinen Eltern vor der Atlantikreise versprochen habe, das Studium an. Außerdem soll die nächste Reise keine gewöhnliche Passatrouten-Weltumsegelung sein, sondern es sind die extremen Reviere weit im Norden und weit im Süden, die mich reizen. Ebenso Orte, wo sonst kaum einer hin segelt. Natürlich braucht man für solch ein Abenteuer das passende Boot und Geld und daran haperts bisher noch allemale. Außerdem möchte ich was die Ankündigung im Vorfeld angeht eher kleine Brötchen backen.
Bis dahin erzähle ich jedoch gerne weiterhin von meiner letzten Reise. Bisher habe ich 82 Vorträge gehalten und plane derzeit die Vortragstour für diesen Winter. Also wenn Sie Interesse haben, mich in Ihren Segelverein, ihre Firma oder sonstige Veranstaltungen einzuladen, schreiben Sie mir gerne eine Mail.
Letzten Sonntag erschien gerade ein nettes Porträt in der „Welt am Sonntag“, worin zu lesen ist, dass ich „eher einem smarten Harvard-Studenten, als einem jungen Seebären“ gleiche. Über den Vergleich habe ich sehr geschmunzelt, ich werde an meinem seebärigen aussehen arbeiten!
Wie in der Welt am Sonntag berichtet, werde ich kommende Woche wieder auf der Hanseboot in Hamburg sein und dort täglich an verschiedenen Orten erzählen:
Am Sonntag, den 26. Okt., bin ich als Referent im Blauwasserseminar von Bobby Schenk und erzähle dort von meiner Atlantiküberquerung. Täglich bin ich außerdem vom 27. Okt. bis zum 2. Nov. jeweils um 12 Uhr am Stand der YACHT in Halle B2 davon erzählen, wie man eine Langfahrt mit wenig Mitteln angeht, wo man sparen kann, was an Bord überflüssig und was notwendig ist: „Mit kleinem Boot auf große Fahrt“ heißt der Vortrag.
Außerdem werde ich von Montag bis Freitag jeweils von 14.40 bis 15.00 Uhr auf der Hanseboot-Arena sein: Am Montag noch allein, am Dienstag und Mittwoch zusammen mit Wilfried Erdmann und am Donnerstag und Freitag zusammen mit Uwe Röttgering.
Ich freue mich sehr auf die Messe und viele interessante Gespräche!
Mit Grüßen aus Kiel,
Johannes
Donnerstag, 20. März 2008
Neue Website und USA-Trip
eine ganze Weile ist es nun schon her, dass sich hier auf dieser Website etwas getan hat. Meine alte in Html selbergebastelte Seite, die ja ursprünglich nicht für die breite Masse gedacht war, sondern nur, damit meine Freunde und Familie meine Reise mit der Maverick auf dem Atlantik verfolgen kann, hat in den letzten Jahren gut 100.000 Besucher begrüßt und so wurde es langsam Zeit, die Website etwas moderner zu gestalten und vor allem auch etwas übersichtlicher.
Mein Dank dafür gilt meinem Webmaster Dennis Goerke, der die Seite in vielen, vielen Nachtschichten komplett in die neue Struktur gebracht hat. Ich kann mir denken, dass das eine Heidenarbeit war... Außerdem sind wir umgezogen: Da die Atlantikgeschichte ja nun schon einige Jahre zurück liegt, finden sich meine Seiten und Reisegeschichten von nun an unter www.johannes-erdmann.com (selbstverständlich bleibt die Seite weiterhin auch über www.allein-auf-see.de erreichbar...)
Soweit die Website-Neuigkeiten. Weitere Neuigkeiten: Ich bin gerade erst wieder in Deutschland gelandet und habe die letzten 3 Wochen in den USA verbracht. Mitte März flog ich nach Atlanta, um dort meinen Freund Dick Stafford und seine Familie zu besuchen und außerdem um viele, viele Vorträge in amerikanischen Schulen zu halten. Neben einer Schule für "schwere Jungs" (samt Metalldetektor und Polizei...) und dem College von Atlanta habe ich vor allem eine Middleschool besucht und dort in 2 Tagen gut 300 Kinder der Klassen 5 bis 8 entertaint. Viele von ihnen hatten bereits "Dove" gelesen, das Buch des 16-jährigen Amerikaners, der um die Welt gesegelt ist - und nun waren sie natürlich sehr excited jemanden zu treffen, bei dem sie parallelen ziehen können.
Nach einer sehr arbeitsreichen Woche in Atlanta habe ich mich dann in einem von Dick geborgten Auto auf einen Roadtrip durch die USA gemacht. 1.700 Meilen bin ich in den drei Wochen insgesamt gefahren. Meine erste Etappe führte mich zurück an den Intra-Coastal-Waterway, genauer nach St. Marys in Georgia. Warum gerade nach St. Marys? Nun, ich hatte zufällig erfahren, dass meine Maverick noch immer dort liegt und renoviert wird und so nahm ich die 8 Stunden Highwayfahrt auf mich, um sie wiederzusehen. Gleich nach meiner Ankunft vor Ort fuhr ich runter zur einzigen Marina vor Ort und hoffte, das Boot auf Anhieb zu finden. Ich kannte nur den Ort, nicht den genauen Liegeplatz. Ich schlenderte also so durch die Bootsreihen und plötzlich fielen meine Augen auf sehr familiäre Linien... Maverick. Ein krasses Gefühl. Ich hielt den Atem an. Da kreuzen sich also unsere Wege wieder, nach 1,5 Jahren...
An Bord konnte ich niemanden finden, aber ich hatte mir sicherheitshalber direkt für zwei Tage ein Motelzimmer gemietet und versuchte es am folgenden Morgen noch einmal. Und tatsächlich: schon von weitem konnte ich sehen, dass das Luk offen steht. Ich klopfte an Deck - und machte die Bekanntschaft mit Bob Winter, dem zweiten Eigner der Maverick (nach mir), einem echt netten, herzlichen Menschen. Den ganzen Tag saßen wir an Bord und erzählten, ich von meiner Reise, er aus seinem Leben und vom Bootskauf. 1.000de Fragen, von beiden Seiten. Sofort bot Bob mir eine Tasse Kaffee an (was für mich immer eine sehr sympathische Geste ist...) und sofort erinnerte ich mich, dass ich aus dieser Tasse bereits einige dutzende Kaffees getrunken habe: Es war mal meine. Natürlich habe ich ihm auch ein Buch mitgebracht, das er verspricht allen zu zeigen und in Ehren zu halten.
An Deck hat sich kaum etwas verändert: Meine Aufkleber sind ab, aber sonst sieht alles aus wie immer. Die Achterpiek ist komplett leer, der alte Gaskasten ist raus und auch der Dieseltank, der einem neuen gewichen ist. Mehr verändert hat sich unter Deck: Das Deck ist nun endlich richtig abgestützt, nachdem es bei mir ja bereits in Lissabon begonnen hat, abzusacken. Ich hatte mir damals große Sorgen gemacht, wie man es wieder in die alte Form bringen kann: Mast runter und mit dem Wagenheber wieder hochdrücken und aussteifen? Bei Bob ging das ganz einfach: Als der Mast runter war dauerte es genau eine Nacht. Dann machte es "PLOPP" - und das Deck war wieder in der alten Form. Amerikatypisch gab es noch ein paar technische Veränderungen am Boot: Anstatt dem Kartentisch hat das Boot nun eine Kühlbox (bei mir an Bord war ja seinerzeit sogar Bier ein Heißgetränk...), der Optimus-Petroleumkocher wich einer Mikrowelle (allerdings nur für den Hafenbetrieb) und unter meiner Koje ist nun ein Holding-Tank (Fäkalientank) installiert, der in den USA Pflicht ist. Wenn die Coastguard mich angehalten hätte, hätte ich sicher arge Probleme gehabt... Auch das Beiboot heißt noch immer "Nixe" und kommt aus Kiel. Allerdings glaubte Bob, dass "Nixe" soetwas wie "nothing" heißt und nicht, wie ich ihm erklärte, "mermaid". So weit weg von dem Wortstamm war er mit "nichts" oder "nix" ja gar nicht...
Abends wurden wir schließlich noch auf eine 43-Fuß-Yacht zum Essen eingeladen und sahen uns die gerade erschienene DVD über meine Reise (zum Download auf www.segel-filme.de) an, die ich englisch kommentierte. Danach trennten sich unsere Wege wieder, mein Roadtrip sollte mich weiter nach Norden führen. Aber ich konnte zufrieden und glücklich fahren - Maverick in guten Händen wissend.
215 Meilen nördlich erreichte ich am nächsten Tag nach 4 Stunden Fahrt Charleston, wo ich Maverick damals verlassen und verkauft hatte. Wieder ein merkwürdiges Gefühl, an diesen "Port of Call" meiner Reise zurück zu kommen. Und diesmal auch noch mit dem Auto. Ich fuhr so manche Route ab, die ich damals zu Fuß gelaufen war. So lief ich damals durchschnittlich 5 Meilen bis zum nächsten Walmart. In Charleston sollte ich Amber und Emily der Dyar-Familie treffen, die mich damals während meiner Reise so herzlich in ihr Haus aufgenommen hatten. Nach 4 Tagen in Charleston fuhren wir dann im Konvoi weiter nach Hilton Head, wo die Familie nun wohnt. Einige wirklich schöne Tage folgten. Ich schlief fast während der ganzen Zeit auf ihrem Boot, der "Ay Mon" (Gruß auf den Bahamas) - toll, wieder auf einem Boot und in einem Yachthafen zu sein.
Nach fast eineinhalb Wochen trat ich schließlich den Rückweg nach Atlanta an und schloß den Kreis meines Trips. Morgens befand ich mich noch an der Atlantikküste bei T-Shirt-Wetter und Flip-Flops - gegen Mittnacht nach 8 Stunden Fahrt war ich dann plötzlich auf 3.000 Fuß Höhe und konnte es am nächsten Morgen vor meinem Fenster schneien sehen...
Mittlerweile bin ich nun wieder zurück in Kiel, werde aber heute Nachmittag über die Osterfeiertage zu meiner Familie nach Wolfsburg fahren. Kommende Woche Mittwoch, den 26., steht dann mein bisher größtes Erlebnis infolge der Atlantikreise an: Ich bin abends gegen 23.00 Uhr zu Gast auf Pro7, bei Stefan Raabs "TV-Total". Und ich bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet...
Johannes
Donnerstag, 28. Februar 2008
Was aus Maverick geworden ist...
Beitrag vom 9. Dezember 2007:
Vor einigen Wochen bekam ich überraschend eine Mail von dem Amerikaner, an den ich Maverick im Juli 2006 verkauft habe.
Übersetzung der Mail:
Hallo Johannes,
Ich möchte dich einmal wissen lassen, was inzwischen alles passiert ist. Maverick steht gerade auf dem Trockenen, das Unterwasserschiff ist neu gemacht und sie hat auch ein neues Ruder bekommen (das alte hatte sehr viel Elektrolyse am Schaft und musste ausgetauscht werden).
Ich werde langsam immer älter und das macht das Segeln immer gefährlicher. Jemand machte mir ein Angebot für Maverick und so habe ich sie gestern verkauft.
Der neue Eigner hat inzwischen das durchhängende Deck repariert und eine längere Maststütze montiert. Zurzeit bastelt er noch an einigen anderen Sachen, um sie bald wieder ins Wasser zu bekommen und auf die Bahamas und in andere Gegenden zu segeln.
Er wird sie wahrscheinlich mehr segeln als ich. Er achtet sehr genau darauf, dass alles bis ins Detail im besten Zustand ist. Ich denke Maverick hat einen wirklich guten neuen Eigner gefunden und wird in den nächsten Jahre mehr gesegelt werden.
Maverick ist also verkauft. Einerseits war ich zunächst ein wenig traurig, weil ich sie doch in guten Händen wusste. Aber wie es scheint, ist Maverick auch unter dem neuen Eigner weiterhin in guten Händen. Er hat bereits eine Menge Arbeit in sie investiert, wie ich in heute in einer zweiten Mail erfuhr:
Das Problem mit dem Ruder scheint im Schaft gewesen zu sein. Außerdem gab es wohl ein Problem mit der Kielverlängerung, die du angebaut hast. Sie musste wieder entfernt werden. Die neue Farbe des Unterwasserschiffs ist nun blau. Der neue Eigner hat außerdem die ganzen Lackschichten des Rumpfes entfernt (ich hätte sie dran gelassen). Er behält den Namen „Maverick“ und der neue Heimathafen ist St. Marys, Georgia.
Schön zu lesen, dass Maverick offenbar eine komplette Überholung bekommt. Es war damals nicht leicht für mich gewesen, das Boot so einfach zu verkaufen, nachdem ich knapp 11 Monate lang an Bord gelebt habe und mit ihr zusammen so manches Abenteuer durchstanden. Aber es ist ein beruhigendes Gefühl, dass es meinem alten Mädchen immer noch gut geht.
Hier einige Fotos von den Renovierungsarbeiten:
Maverick auf dem Trockenen. Ich wusste ja, dass das Unterwasserschiff nach den 1.000 Meilen Intracoastal ein ganz ordentlich bewachsen ist, aber SO doll? Wow...
Die Kielverlängerung, hier gut zu erkennen. Ich habe keine Ahnung, warum sie blau ist, ich hatte sie mit rotem Antifouling gestrichen. Möglicherweise ist bereits irgendeine Chemikalie zum Antragen der Farbe aufgebracht, weil der aktuelle Eigner (der zweite Eigner nach mir) die Kielverlängerung wieder entfernt hat. Den Grund weiß ich nicht.
Gut zu erkennen: Meine Notreparaturen am Ruder, das auf dem Atlantik begonnen hat, sich in zwei Teile zu lösen. Ich habe es zumindest im oberen Teil von seiner Sandfüllung befreit, mit Epoxy gefüllt und oben mit einigen Matten zulaminiert. Es hat gehalten.
Maverick mit neuer Unterwasserfarbe. Toll zu sehen, dass der neue Eigner richtig Arbeit und Mühe in das Boot investiert. Noch mehr davon erkennt man auf dem nächsten Foto:
Der neue Eigner hat doch tatsächlich ein neues Ruder (!) für Maverick bauen lassen, weil der alte Ruderschaft schon arg am korrodieren war. Genaue Leser erinnern sich, dass ich bereits auf St. Lucia in der Karibik einige Rostlöcher hab zuschweißen lassen. Ein Neubau des Ruders war mit Sicherheit die beste Entscheidung.
Weitere Infos folgen, sobald ich neues erfahre.