seit gestern Abend ist das Wetter bescheiden, der himmel verhangen und
regelmäßig spült ein Regenschauer das restliche Salz der letzten 2.000
Meilen aus den Segeln. Aber das macht uns gerade alles nichts, denn wir
sind im Endspurt nach Horta! Heute Morgen gegen 8 Uhr Ortszeit
passierten wir Flores, die erste Insel der Azoren, gut 40 Meilen südlich
und sind jetzt im Landeanflug auf Faial und dessen Hauptstadt Horta.
Der Wind kommt mit etwa 4-5 Windstärken von achtern, lässt die Gavdos
beim Surf von den Wellenbergen immer wieder ins Surfen kommen und von
einem Bug zum andern Schlingern und Rollen. Seit drei Stunden empfangen
wir den ersten Radiosender auf Horta, der seitdem im Takt zu dem Gerolle
des Bootes über alle Deckslautsprecher schallt. Hier ist es 15 Uhr
Ortszeit, es sind nur noch gut 80 Meilen bis zur Hafeneinfahrt und bei
unseren 7 Knoten Fahrt sind wir sehr zuversichtlich, dass wir noch vor
Sonnenaufgang an einem Steg des Yachthafens liegen. Just in time für
einen leckeren, portugiesischen Espresso zum Frühstück! :-)
Vorher liegt noch eine letzte Nacht vor uns. Ich habe heute die lange,
doppelte Nachtwache. Zweimal drei Stunden. Aber ich glaube nicht, dass
wir uns heute an die Regeluns halten werden. Kurs nach Mitternacht
sollte bereits die Küste vor uns liegen und dann werden wir beide
gebannt an Deck stehen und zusehen, wie sich die Insel langsam über den
Horizont schiebt. Eine Insel bei Nacht anzulaufen ist - für mein
Empfinden - immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis. Vor allem, wenn
man die Insel noch nie zuvor bereist hat und nicht bei Tageslicht kennt.
Zunächst sieht man, bedingt durch die Wölbung der Erde, nur ein helles
Leuchten am Horizont, dann plötzlich kann man einzelne Lichter
ausmachen. Irgendwann dann ganze beleuchtete Straßenzüge und
Ortschaften. Bis etwa 5 Meilen vor der Küste kann man sich nicht
vorstellen, dass es in dem Lichterwirrwar überhaupt eine Einfahrt in
einen sicheren Hafen geben soll. Dann kommt man näher und manchesmal
schlich sich bei mir in diesem Moment gar eine gewisse Angst ein, ob man
sich nach den vielen Meilen offener See so dicht an das so einladend,
aber zugleich uneinsichtige, unklare und gefühlt unsichere Land heran
wagen soll. Dann kommt man noch näher und erste Kulissen der Hafenstadt
sind auszumachen, dann Uferbefestigungen und irgendwann die
Hafeneinfahrt. Wenn man dann in den Hafen einbiegt, ist es ein Gefühl,
als komme man aus einer tosenden in eine noch schlafende Welt. Alles
wird ganz still. Wir werden uns dann einen Liegeplatz suchen und auf den
Sonnenaufgang warten. Dann zu den Behörden, Einklarieren, Passkontrolle
- und dann Espresso und Dusche. In GENAU DER Reihenfolge ;-)
Vorerst aber noch die Mittagsposition von heute: 38 Grad 41'N, 030 Grad
19.7'W. Etmal: 137 Meilen.
Soweit ein letzter Blogeintrag per Iridium von Bord. Ich melde mich
morgen aus dem Hafen von Horta!
Viele Grüße an alle - und danke, dass ihr bei dieser Atlantiküberquerung
mit dabei wart! :-)
Euer Johannes
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