es ist ja allgemein bekannt, dass an Schiffen mit der Zeit alles, was
kaputt gehen kann, auch kaputt gehen wird. Manche sprechen sogar von
"Murphy's Law". Aber drei wichtige Dinge in drei Tagen? Nachdem
vorgestern ja wie berichtet das Großsegel einriss (das mittlerweile
geflickt wieder gesetzt ist - nicht schön, aber selten!) und gestern der
Random (Antenne) des Radars von oben kam, ist es heute der Kocher, der
Probleme macht.
Als ich pünktlich zu meiner 7-13 Uhr Wache wach wurde, saß Egi grimmig
am Kartentisch und starrte dem viereckigen Edelstahlkasten zu, wie er im
Wellengang in seiner Halterung schaukelte. Ich: "Moin Egi, alles okay da
draußen?" - Er: "Da draußen schon, aber hier unten ..." - Was war
geschehen? Die Kupferrohr-Verbindung vom Alkoholtank (Brennspiritus) zum
Kocher war gebrochen, muss wohl im Seegang gearbeitet haben. So ein
Mist. Und nun? Pasta kalt schmeckt blöd. Wir sind zwar auf einen
Kocherausfall doppelt und dreifach vorbereitet, aber dennoch wäre es am
komfortabelsten, wenn wir das Ding wieder zum Laufen bekommen würden.
Haben die kaputte Verbindung schon entmantelt und versuchen gerade alles
wieder zusammen zu bauen. Gar nicht so einfach in dem Geschaukel.
Genauer sind wir gerade auf der Suche nach einem Kupferring, der hinter
den Kocher gefallen ist. So weit kann der doch nicht gekommen sein?!
Keiner bewegt sich! Es ist wie nach einer Kontaktlinse zu suchen ...
Sollte es dennoch misslingen und die Verbindung nicht dicht werden,
haben wir als Plan B) Esbit-Kartuschen, die wir auf die Brenner setzen
und damit kochen können. Wenn die alle sind ist Plan C) einfach Spiritus
in die Vorwärmschale zu kippen und damit zu kochen. Dauert lange, aber
geht. Plan D) wäre der Standart-Petroleum-Ofen, der für 40 Euro im
Zubehörhandel zu bekommen und eigentlich zum Heizen gedacht ist, aber
auch eine Hochplatte hat. Zugegeben, das wollen wir nach Möglichkeit
vermeiden, denn wir haben ohnehin schon 26 Grad in der Kajüte. Also
werden wir sehen, dass wir das Kupferrohr dicht bekommen.
Ansonsten hat sich hier nicht viel getan. Die Wellenhöhe hat von drei
auf einen Meter abgenommen. Das ist gut. Letzte Nacht war an Schlaf kaum
zu denken. Immer wieder wurde man in der Koje durch die Gegend
katapultiert. Irgendwann kurz vor Mitternacht fiel das Boot in ein
tiefes Wellental, wobei es mich förmlich aus der Koje riss und 1,5 Meter
Entfernt mit dem Schädelansatz auf die gegenüberliegende Koje zimmern
ließ. Ein Königreich für Leesegel!
Der Wind schiebt uns immer noch gemächlich mit 3-4 Windstärken von
Westen nach Osten. Groß und Genua stehen als Schmetterling. Nur der
Himmel hat sich jetzt ein wenig zugezogen, es ist diesig.
Unsere Position ist 40 Grad 40,9' N und 062 Grad 36,9' W. Seit New York
sind wir 521 Meilen gesegelt und haben noch rund 1.570 bis zu den Azoren
vor uns.
Viele Grüße!
Johannes
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